Entgegen meiner anfänglichen Herangehensweise an ein Manuskript habe ich für meinen neuen Roman einen Pitch, den dazugehörigen Plot, sowie ein Exposé und die Figuren samt Entwicklung verfasst. Der Beginn des Romans war einfach zu schreiben. Die Worte flossen mir quasi aus dem Kopf. Jetzt, Kapitel 3 steht kurz vor dem Abschluss, entwickeln meine Protas ein Eigenleben. Sie weigern sich standhaft, den von mir vorgegebenen Weg zu gehen.

Während ich den Fortgang der Geschichte im Kopf habe, hindern mich meine zwei Hauptprotagonisten, die Gedanken in Worte zu fassen.

»Nee, das ist langweilig. So etwas schreibt doch jeder«, kritisiert mich Samantha und Derek beschwert sich lauthals:

»Das kann doch nicht dein Ernst sein! Ich bin keiner dieser Wachsbubis, der beim Anblick einer schönen Frau wie ein Weichei zusammensinkt!«

»Bei meinem Anblick bist du noch nie weich geworden«, wirft ihm Samantha vor.

Derek sieht Samantha daraufhin mit schalkhaft blitzenden Augen an und kontert trocken: »Weich ist auch das letzte was mir einfällt, wenn ich dich ansehe, meine Liebe.« 

»Hallo?«, gehe ich aufgebracht dazwischen. »Ihr haltet jetzt beide die Klappe und tut gefälligst das, was ich euch vorschreibe, sonst verschwindet ihr ruckzuck in der Schublade!«

»Dann ab in die Schublade«, rufen beide aus einem Munde. »Besser jetzt gleich, als irgendwann in den Regalen der Läden zu verstauben, weil die Geschichte keinen interessiert. 08/15 gibt es tausendfach, du kannst das besser.«

 

Kann ich das? Zugegeben, der Plot meines Debütromans war tatsächlich ... sagen wir 'anders'. Trotzdem geht es in Liebesromanen doch immer nur um das eine: Paar trifft sich - Paar verliebt sich - Missverständnis trennt das Paar - Paar erlebt Happy End. Auch die Variation: Paar trifft sich - Paar kann sich nicht ausstehen - Paar verliebt sich trotzdem und erlebt Happy End - ist nichts, was es nicht schon gäbe. 
Zwei Ereignisse müssen in diesem Genre natürlich immer stattfinden: Paar trifft sich - Happy End. Alles was dazwischen geschieht, liegt allein in unserer Hand. Wie sehr wir unsere Figuren leiden und lieben lassen, bleibt allein uns Schreibern überlassen.
So sollte es zumindest sein. Ein Profi lässt sich vermutlich von seinen Protas nicht dreinreden, ich jedoch bin schon wieder zu sehr mit meinen Helden verbunden, als dass ich ihre 'Meinung' ignorieren könnte. Also muss ich mir etwas zündendes einfallen lassen, um die beiden bei Laune zu halten.

Was das sein wird, weiß ich noch nicht genau, aber ihr werdet es erfahren. Bis dahin ... man liest sich ...